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Thomas Poeschel
ABRAXAS HÖLLEN-SPECTACULUM

Ein zeitgeschichtliches Libretto des deutschen Nationalmythos
von Heinrich Heine bis Werner Egk

 


»Es ist ein ganz und gar originelles Buch, das, ausgehend von Heinrich Heine und seinem 1847 für London geschriebenem ›Abraxas‹-Libretto, ein ungeheuer komplexes Netzwerk über den Stoff als Spiegel der historischen Verhältnisse in Frankreich, Deutschland und Europa (mit Seitenblicken auf Amerika) und den Nachwirkungen des sogenannten Münchner ›Abraxas‹-Skandals bis ins Jahr 1997 (200. Geburtstag von Heine) ausbreitet. Es ist nicht zuletzt eine Reflexion des Autors – sehr im Sinne Heines – über die bleiernen Jahrzehnte der deutschen Nachkriegs-Restauration während der Adenauer- und Kiesinger-Ära nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im Mittelpunkt steht die Kreation der Münchner ›Abraxas‹-Uraufführung mit Werner Joseph Mayer (alias Werner Egk) und Marcel Fenchel (alias Luipart) als Protagonisten – nicht zu vergessen schliesslich Dr. Alois Hundhammer, den bayerischen Kultusminister. Aber Poeschel holt viel, viel weiter aus, und so kommen die Ballets Russes von Diaghilew samt ihren Nachfolgeorganisationen, besonders das Ballet Russe de Monte-Carlo mit Massine und René Blum, aber auch das KDF-Ballett Derra de Morodas ins Spiel, die deutsche Besatzung von Paris mitsamt der Salon-Hautevolée um Lifar, der Münchner Ballett-Neubeginn nach 1945 mit dem Orlikowsky-Thriller des Mordanschlags auf Kölling und die Tournee-Kompanie mit Helge Pawlinin. Luiparts Karriere und seine ›Abraxas‹-Originalchoreografie erfahren eine geradezu apotheotische Verklärung – Egks hemmungsloser kulturpolitischer Opportunismus eine ebenso gnadenlose Verdammung (wie sie Heine nicht ätzender formuliert hätte). Nun bilde ich mir ein, eine Menge über die deutsche und internationale Ballettszene zu wissen – nicht über den originalen Münchner ›Abraxas‹, doch von der Berliner Einstudierung von Janine Charrat an. Gleichwohl macht mich Poeschel immer wieder staunen über die vielen zusätzlichen Informationen, die er ausgegraben hat – nicht zuletzt darüber, dass Goebbels und Göring nach dem Endsieg Les Ballets de la Nouvelle Europe planten mit Residenz in der Berliner Kroll-Oper (die genau dem heutigen Reichstag gegenüber lag). Schliesslich war ich verblüfft, über die Parlaments-Debatte im Anschluss an den ›Abraxas‹-Skandal zu lesen – viel zu ausführlich, wie ich meine, aber staunend über das Niveau, auf dem debattiert wurde. Ich meine, in der ganzen deutschen Parlamentsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg – weder in München noch in Bonn oder Berlin - ist je wieder auf diesem Niveau über Kulturpolitik diskutiert worden.
Um so erstaunlicher, dass das Erscheinen dieses singulären Buches so total ignoriert worden ist – dass man fast auf den Gedanken kommen könnte, es sei bewusst boykottiert worden.«
(Horst Koegler,
koeglerjournal, Stuttgart, 09.09.2004)

Verlag Hentrich & Hentrich 2001
ISBN 3-933471-20-6 | Eur 49,-
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